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Ortsfamilienbuch HamrudenIn dieser Ortsfamilien-Datenbank sind 4190 Personen erfaßt. Hamruden ist eine der 240 Ortschaften, die im 12.-13. Jahrhundert auf dem Boden Siebenbürgens von deutschen Einwanderern gegründet wurden.
Zur Zeit der Einwanderung gehörte Siebenbürgen, ein Hochland im Karpatenbogen, zum Königreich Ungarn. Die Ansiedlung der ersten Einwanderer erfolgte in der Regierungszeit des Königs Geisa II. (1141-1161), wie es urkundlich hieß "ad retinendam coronam", sinngemäß also "zur Erhaltung der Krone". In den Urkunden der ungarischen Hofkanzlei wurden die Ansiedler wahlweise als "hospites theutonici" (deutsche Gäste) oder "hospites flandrenses" (flandrische Gäste) bezeichnet, was sich einerseits auf ihre Sprachzugehörigkeit, andererseits wohl auf das hauptsächliche Herkunftsgebiet bezog. Diese anfänglichen Bezeichnungen wichen aber später dem Sammelnamen "Saxones", also Sachsen, was damit zusammenhängen dürfte, dass die Ungarn den nachhaltigsten Eindruck ihrer historischen Konfrontation mit dem deutschen Reich durch den Sachsenkaiser Otto den Großen 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld empfangen hatten. Daher dann ihre pauschale Benennung aller Deutschen als "Sachsen". Wie dem auch sei, die deutschen Einwanderer wurden letztendlich als "Siebenbürger Sachsen" bezeichnet und haben schließlich diesen Stammesnamen in ihrem Selbstverständnis angenommen. Durch den Friedensvertrag von Trianon nach dem Ersten Weltkrieg (1919) wurde Siebenbürgen dem Königreich Rumänien angegliedert und die Siebenbürger Sachsen wurden dadurch Bürger des rumänischen Staates. Nach dieser kurzen geschichtlichen Erläuterung kommen wir aber zurück zu unserem eigentlichen Thema, der "siebenbürgisch-sächsischen" Gemeinde Hamruden. Sie liegt im östlichen Teil des (ehemals) deutschen Siedlungsgebietes, am Zusammenfluss der beiden "Homorod"-Bäche, 453 m über dem Meeresspiegel, und umfasst eine Gemarkung von 3150 ha Ackerland. Bis ins späte 17. Jahrhundert war Hamruden ausschließlich von deutschen Bauern bewohnt. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts begannen sich dann die ersten rumänischen Familien am Dorfrand anzusiedeln, zuerst als von der Gemeinde besoldete Hirten, später dann auch als Ackerbauern. In der kurzen Zeitspanne von etwa 2 Jahrhunderten haben sie aber durch ihre weit überlegene Vermehrungsrate die deutsche Bevölkerung stetig überflügelt, so dass z.B. 1941 von 1503 Einwohnern nur noch 508 (33,8%) Deutsche waren. Im Zweiten Weltkrieg leisteten 88 Hamrudner Sachsen ihren Wehrdienst größtenteils in deutschen Heeresverbänden, gemäß einem Abkommen Rumäniens mit dem dem Deutschen Reich. 22 von ihnen sind im Krieg gefallen. Den Überlebenden wurde die Heimkehr verwehrt, weil sie durch den Frontwechsel Rumäniens am 23. August 1944 pauschal rückwirkend zu Staatsfeinden erklärt worden waren. Ihnen und ihren Angehörigen wurde der gesamte landwirtschaftliche Besitz entschädigungslos enteignet. Im Januar 1945 wurden aus Siebenbürgen alle deutschen Männer von 17 bis 45 und Frauen von 18 bis 30 Jahren zum "Wiederaufbau" (Zwangsarbeit) in die Sowjetunion verschleppt. In Hamruden fielen 59 Personen dieser Deportation anheim. Vier von ihnen starben in den dortigen Zwangslagern, die meisten aber wurden nach 5 Jahren nach Rumänien entlassen, einige aber auch in die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands abgeschoben. Im Zuge der Familienzusammenführung konnten ab 1949 einzelne Frauen mit ihren Kindern zu ihren Ehemännern, die nach ihrer Kriegsgefangenschaft im Westen geblieben waren, in die Bundesrepublik auswandern. In den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts nahm die Familienzusammenführung durch ein Abkommen von Bundeskanzler Helmut Schmidt mit dem rumänischen Staatschef Ceausescu größere Ausmaße an. Nach dem Zusammenbruch des totalitären kommunistischen Regimes schließlich erfolgte ab 1990 im Laufe weniger Jahre ein Massenexodus der Sachsen aus Siebenbürgen in die Bundesrepublik Deutschland. Danach wurden in Hamruden im Jahre 1992 nur noch 65 Deutsche gezählt, deren Zahl sich in kürzester Zeit bis unter 10 verringert hat. Diese zahlenmäßig derart geschrumpfte Gemeinde hat kein eigenes Pfarramt mehr. Das Familienbuch der evangelisch-deutschen Kirchengemeinde wird aber bisher noch vom ehrenamtlichen "Kirchenvater" Andreas Bloos aufbewahrt. 1994 wurde es vollständig kopiert und die Kopien konnten in die Bundesrepublik verbracht werden. Die Daten daraus wurden digitalisiert und bildeten die Grundlage des vorliegenden Ortsfamilienbuches. Ergänzt und erweitert wurden sie durch die Erhebung von Fragebogen, die an alle bekannten Anschriften von den in der westlichen Diaspora (meist in Deutschland) lebenden einstigen Hamrudner Sachsen versandt und von ihnen ausgefüllt wurden.
Das Ortsfamilienbuch erfüllt somit eine genealogische Brückenfunktion zwischen der Vergangenheit und Gegenwart, zwischen alter und neuer Heimat. Die Online-Ausgabe des Buches verdanken wir der Sachkenntnis und freundlichen Hilfsbereitschaft von Herrn Herbert Juling vom Verein für Computergenealogie. Waiblingen, im Oktober 2002
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Letzter Stand Ortsfamilienbuch Hamruden: 04.09.2014 |