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Ortsfamilienbuch Dürr-Arnsdorf
Das letzte Waldgebiet, das der Breslauer Bischof Thomas I. noch urbar machen lässt, ist der breite Streifen entlang des Weida-Flusses (Weidenauer Wasser). Hier gründet Bischof Thomas I. gemeinsam mit Herzog Heinrich IV. 1269 die Stadt Wydna (Weidenau) nach deutschem Recht. In diese Zeit fallen die Gründungen der zur Vogtei Wydna (Weidenau) gehörenden Dörfer Conradi villa (Groß-Kunzendorf), Arnoldi villa (Dürr-Arnsdorf), Tannberch (Tannenberg), Pratum (Wiesau), magno Craas (Groß-Krosse), Swandorf (Schwandorf), Hermanni villa (Ober-Hermsdorf) und Ruffa aqua (Rothwasser). Nach dem „Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis“, einem Hufenregister, das Bischof Heinrich von Würben (1302-1319) erstellen ließ, hat die Gemarkung/Feldmark um das Jahr 1310 eine Größe von 27 kleinen Hufen und die Scholtisei 4,5 kleine Hufen - insgesamt 529 Hektar. In einer Klageschrift der Gemeinde vom 4.10.1620 an ihren Grundherren Johann von Arnßdorff werden für das Dorf 22 Bauern, 9 Gärtner und 21 Angerheußler mit ihren Familien angegeben. 1945 hat das Dorf 792 Einwohner. Österreich verliert durch den 1. Schlesischen Krieg (1740-1742) Niederschlesien einschließlich der Grafschaft Glatz und größere Teile Oberschlesiens. Das Kirchenland wird durch den Friedenstraktat vom 28. Juli 1742 in einen preussischen und österreichischen Anteil zerlegt. Damit gehen auch die bislang zu Österreich gehörenden Dörfer Schubertskrosse, Wiesau, Tannenberg und Arnsdorf (Dürr-Arnsdorf) an Preußen über. Vor 1754 bittet die Gemeinde den Gnädigsten Landesfürsten und Bischof in Breslau eine steinerne Kapelle mit einem Glöcklein bauen zu dürfen. Sie weisen daraufhin, dass ihr Dorf der ziemlich entlegenen Filialkirche von Weidenau (bis 1780), nämlich der Kirche in Wiesau, eingepfarrt ist und die Alten und Schwachen besonders im Winter und bei sehr schlechtem Wetter am Gottesdienst nicht teilnehmen können. Der Grundstein für eine Betkapelle wird am 18. November 1754 gelegt. Am 31. Dezember 1796 bitten der Scholze, das Ortsgericht und sämtliche Gemeindemitglieder den Fürstbischof um einen Lokalisten (Seelsorger). Die Bittschrift hat keinen Erfolg, denn beim Bau der Betkapelle im Jahre 1754 hat die Gemeinde für alle Zeiten auf einen eigenen Seelsorger verzichtet. Weitere 50 Jahre vergehen, bis in der „Gemeinde zu Arnsdorf Königlich Preußischen Anteils, gelegen im Neisser Kreis“ der Wunsch um Erhebung der „Betkapelle“ zu einer Filialkirche mit eigenem Seelsorger laut und am 17. August 1844 dem Fürstbischof in Breslau vorgetragen wird. Wie nicht anders zu erwarten, erfolgt im November 1844 durch das Bistums Capitular Amt die Ablehnung mit dem Hinweis auf die vor 90 Jahren eingegangene Verpflichtung „zufrieden zu sein, wenn nur zuweilen in dieser Kapelle eine heilige Messe gelesen wird“. Dieser Bescheid schreckt die Gemeinde aber nicht ab, das Ziel wird weiter verfolgt. Erst als der Unterhalt eines Kaplans durch die Gemeinde gesichert ist und 1852 ein ungenannter Wohltäter der Kapellen-Gemeinde 200 Reichsthaler zum Kauf eines Hauses als Unterkunft für den Seelsorger schenkt, lenken der Pfarrer in Wiesau und der Fürstbischof ein. Am 15. November 1854 erhält die Gemeinde den Lokalisten Theodor Münnich als Seelsorger. Ihm werden nicht nur die Kassen der Dürr-Arnsdorfer Kapelle zur selbständigen Verwaltung übergeben, sondern auch die Führung der Tauf-, Trauungs- und Begräbnisbücher ab 1855 zur Pflicht gemacht. Am 1.10.1905 steigt die Lokalie Dürr-Arnsdorf zur Kuratie auf und wird eine selbständige Gemeinde. 1932, in der Amtszeit von Pfarrer Heinrich Eckhardt, erfolgt der Um-/Erweiterungsbau der Kapelle. Am 17.10.1932 erteilt Kardinal Fürstbischof Dr. Adolf Bertram dem neuen Gotteshaus die bischöfliche Weihe. Pfr. Heinrich Eckhardt, geb. 26.3.1889 in Berlin, wird in der Nacht des 27.12.1945 von der polnischen Miliz aus dem Bett geholt und zum Abtransport in den Westen in ein Lager nach Neisse gebracht. Eine Katholische Volksschule besteht seit 1772. Im Jahre 1871 beträgt die Schülerzahl 211 Kinder. Drei Kinder sind jüdischen Glaubens. Neben der Landwirtschaft sind Handwerk, Handel und Gewerbe sowie die Steinbrüche eine wichtige Erwerbsquelle. Mit dem Jahr 1945 kommt Unruhe, Sorge und Leid auch über das stille und friedliche Dürr-Arnsdorf. Die Rote Armee ist in Schlesien eingedrungen. Im Januar treffen die ersten Flüchtlinge ein. Am 24. März stehen russische Kampfverbände in der Kreisstadt Neisse. Die neue Hauptkampflinie verläuft jetzt von Ende März bis Anfang Mai über Kupferhammer-Bielau-Preiland-Deutsch Wette, nur zehn Kilometer von Dürr-Arnsdorf entfernt. Als die Zahl der Gefallenen steigt, wird im Dorf ein Soldatenfriedhof angelegt. Am 8. Mai 1945 stoßen Panzer der Roten Armee über den „Steinberg“ vor und erreichen das Dorf gegen 14 Uhr. Pfarrer Heinrich Eckhardt und Ministranten mit dem Kreuz vorweg, gehen den sowjetischen Soldaten entgegen, um Milde für das Dorf zu erbitten. Nach der Kapitulation sind alle Deutschen macht- und rechtlos, der Willkür der Rotarmisten und danach der Polen ausgeliefert. Anfang Juli 1945 besetzen Polen die ersten Häuser, verdrängen die Deutschen. Am 30. Juni 1945 beginnt polnisches Militär, Miliz und ihre Helfer mit der Vertreibung eines Teiles der Dorfbewohner. Am 30. August 1945 wird wieder ein Teil der Bevölkerung zusammengetrieben und unter Bewachung in Richtung Neisse geführt. Gegen Mitternacht des 24. Januar 1946 haben sich über 60 Einwohner in wenigen Minuten beim „Gasthaus Waldfrieden“ zum Abmarsch nach Deutsch Wette zu sammeln. Von dort erfolgt der Abtransport in Güter- und Viehwaggons in Richtung Westen. Nach drei Tagen wird Linderode nahe der Görlitzer Neiße erreicht. Hier bleibt der Transport fast drei Wochen auf dem „toten Gleis“ stehen, bis er nach Neisse zurückgeschickt wird und dort am 16.2.1946 eintrifft. Von den Dürr-Arnsdorfern sterben Amalie Elsner, Maria Hollunder, Frau Obst und Johann Kirschner an Erschöpfung, Hunger und Kälte. Am 9. Juni 1946 wird der Rest der Einwohner vertrieben. Mit bis zu 60 Menschen in jedem Waggon fährt der lange Güterzug mit den Vertriebenen aus verschiedenen Orten des Kreises am 12.06.1946 aus der Kreisstadt, um sie vom östlichen in den westlichen Teil Deutschlands zu transportieren. Über das Durchgangslager Uelzen erreicht der Transport am 16.06.1946 Wunstorf bei Hannover. Die unmenschlichen Vertreibungen haben die Dürr-Arnsdorfer in alle Winde zerstreut. Quelle: Karl Müller „DÜRR-ARNSDORF - Von der Besiedlung im 13. Jh. bis zur Vertreibung der Dorfbewohner i.J. 1946“ Quellen:
Katholische Kirche Wiesau, Kreis Neisse Heiraten 1701-1787 Tote 1701-1798 Katholische Kirche Dürr-Arnsdorf, Kreis Neisse Heiraten 1855-1870 Tote 1842-1869 |
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Letzter Stand Ortsfamilienbuch Dürr-Arnsdorf: 03.12.2023 |