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Familiendatenbank Thurland

Das Kirchspiel Thurland umfasste neben der gleichnamigen Ortschaft auch die eingepfarrten Dörfer Kleinleipzig und Marke. Nach der Reformation zunächst Filial von Priorau stand Thurland seit 1647 im Filialverhältnis zu Capelle und wurde 1911–1914 von Kleckewitz verwaltet. Nachdem es von 1914 bis 1930 als eigenständige Parochie bestanden hatte, wurde es zunächst von Jeßnitz und 1936 wieder von Kleckewitz betreut. Ab 1938 war Thurland lange Zeit filial von Bobbau und bildet heute mit Kleinleipzig eine eigene Gemeinde im Verbund „Region an Mulde und Fuhne“, während Marke zur Kirchengemeinde Raguhn im selben Verbund gehört. Bis zur Einführung der Union 1827 im Dessauer Anteil des Fürstentums Anhalt war die Gemeinde lutherisch.

Thurland ist ein Ortsteil der 2010 aus der Verwaltungsgemeinschaft Raguhn im ehemaligen Landkreis Bitterfeld hervorgegangenen Stadt Raguhn-Jeßnitz im heutigen Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt. Zur vormals selbstständigen Gemeinde gehörten neben dem seit 1936 eingegliederten Ortsteil Klein Leipzig die von 1783 bis 2011 bewirtschaftete Gaststätte Heidekrug sowie das ehemalige Forsthaus Vor der Heide.

 

Die Ortschaften

Das Dorf Thurland liegt südlich der Mosigkauer Heide zwischen Dessau-Roßlau und Halle (Saale) und wurde als Durlanth urkundlich erstmals 1308 erwähnt. Der Name geht vermutlich auf das mittelhochdeutsche dūren (‚dauern, währen‘), nach volksetymologischer Deutung auf das slawische Thur (‚Auerochse‘) zurück. Es gehörte im 15. und 16. Jahrhundert denen von Köhler in Priorau und später denen von Wülcknitz, von denen es der Landesfürst 1708 abkaufte. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Thurland durch die Entstehung der Wolfener und Bitterfelder Großbetriebe von einer ländlich geprägten Gemeinde zunehmend zum Wohnort für Industriebeschäftige.

Nach dem Vorgängerbau aus dem 14. Jahrhundert wurde 1756 in Thurland eine Kirche gebaut, die 1868 ihren heutigen Turm erhielt. Das Gebäude wurde 1912–1913 durch einen Neubau im neoromanischen Stil ersetzt. 1945 wurde der Ort zu 70% und dabei die Kirche bis auf ihre Grundmauern zerstört. Sie ist 1950–1952 wieder aufgebaut worden.
            1787     312 Einwohner
            1818     417 Einwohner
            1830     475 Einwohner
            1871     427 Einwohner
            1900     439 Einwohner

Der eingepfarrte Ortsteil Klein Leipzig war 1547 im Besitz Caspars von Repchaw und wurde Ende des 17. Jahrhunderts von Christian Heinrich von Wülknitz auf einer lange Zeit wüst gelegenen Dorfstätte wieder aufgebaut. Der Name Lypyzk bzw. Lipziken in frühen Erwähnungen wird auf das slawische Wort lipa (‚Linde‘) zurückgeführt und bedeutet damit soviel wie ‚Lindenort‘.
            1787     74 Einwohner
            1818     83 Einwohner
            1830     97 Einwohner
            1871     97 Einwohner
            1900     85 Einwohner

Die Ortschaft Marke wird 1549 erstmals als wüste Marke Nauendorf erwähnt, gehörte in dieser Zeit denen von Köhler in Priorau, später denen aus dem Winckel auf Schierau. Von ihnen kaufte Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau 1727 das Vorwerk Nauendorf. Das angelegte Dorf „Neue Marke“, später auch „Kleine Marke“ genannt, erhielt seinen heutigen Namen wahrscheinlich um es von den übrigen Ortschaften gleichen Namens (Naundorf bei Jonitz und Naundorf bei Lausigk) in Anhalt unterscheiden zu können. Es wurde 1702 nach Thurland eingepfarrt. Ab 1752 hat Marke einen eigenen Friedhof.
            1787     76 Einwohner
            1818     101 Einwohner
            1830     115 Einwohner
            1871     150 Einwohner
            1900     149 Einwohner

 

Quellen

Für Thurland gibt es ab 1741 eigene Kirchenbücher; Einträge von Amtshandlungen für Thurland sind ab 1617 in den Kirchenbüchern von Priorau und ab 1647 in denen von Capelle zu finden. Amtshandlungen, die die Bewohner von Marke betreffen, sind seit 1702 in den Kirchenbüchern von Capelle verzeichnet, ab 1698 wird der Ort in den Kirchenbüchern von Priorau erwähnt.
Zur Bearbeitung wurden bzw. werden hauptsächlich folgende Kirchenbücher benutzt:

  • Kirchenbuch Priorau: Taufen 1617–1669, Begräbnisse 1624–1669 (vollständig erfasst)
  • Kirchenbuch Capelle: Taufen, Trauungen, Begräbnisse 1616–1682 (vollständig erfasst)
  • Kirchenbuch Capelle: Taufen, Trauungen, Begräbnisse 1682–1740 (vollständig erfasst)
  • Kirchenbuch Thurland: Taufen, Trauungen, Begräbnisse 1741–1845 (in Bearbeitung)
  • Kirchenbuch Thurland: Taufen, Trauungen, Begräbnisse 1846–1871

Das Priorauer Kirchenbuch ist beschädigt und weist neben den fehlenden Trauungen viele Lücken in den Einträgen auf, vor allem während der beiden Pestwellen (1625–1626 und 1635–1637) sowie in den 1640er Jahren vor Ende des 30‑jährigen Krieges.

Laut Matrikel von Thurland gab es ein eigenes Kirchenbuch für Thurland mit Klein Leipzig ab 1682, das allerdings nicht mehr existiert. Da die Einträge im Kirchenbuch von Capelle stehen, hat es sich bei diesem Band wahrscheinlich lediglich um Auszüge aus dem Capellischen Buch gehandelt.

 

Erläuterungen zur Erstellung

Das Ortsfamilienbuch befindet sich derzeit in der Bearbeitungsphase und wird regelmäßig aktualisiert.

Die Schreibweise der Vor- und Familiennamen wurde weitgehend vereinheitlicht. Einen Sonderfall stellen hier die Familiennamen Weiland/Meiland und Wahle/Mahle dar. Familiennamen, die in Klammern stehen, sind als Ehenamen zu verstehen.

Wohnorte und Angaben zum Beruf oder Stand einer Person sind mit einer Zeitspanne angegeben, die als Mindestwert zu verstehen ist. Ob die Personen bereits früher oder auch später noch den Beruf ausübten bzw. im Ort wohnten, lässt sich nicht immer aus den Quellen ermitteln. Daten mit dem Zusatz "errechnet" sind aus Altersangaben anderer Einträge errechnet und können je nach Sorgfalt des Schreibers mehr oder weniger abweichen. Geburtsorte ohne zugehörige Datumsangaben sollten als Herkunftsorte verstanden werden. Jahreszahlen mit dem Zusatz "um" sind Vermutungen.

[   ] steht für Lücken im Original, [...] für nicht (mehr) lesbare Passagen.

 

Errata

Da trotz sorgfältiger und gewissenhafter Arbeit Fehler im Ortsfamilienbuch nicht ausgeschlossen werden können, werden ergänzende und korrigierende Hinweise gern entgegengenommen und eingearbeitet.

 

Literatur:

Franz Büttner Pfänner zu Thal, Anhalts Bau- und Kunst-Denkmäler nebst Wüstungen, Dessau: Kahle 1894.

Frauke Gränitz, Haik Thomas Porada, Günther Schönfelder (Hrsg.), Bitterfeld und das untere Muldetal. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Bitterfeld, Wolfen, Jeßnitz (Anhalt), Raguhn, Gräfenhainichen und Brehna (= Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat 66), Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2009².

Hermann Graf, Anhaltisches Pfarrerbuch. Die evangelischen Pfarrer seit der Reformation, hrsg. vom Landeskirchenrat der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Dessau 1996. (online: Pfarrerbuch)

Emil Weihe, Landeskunde des Herzogtums Anhalt Bd. II, Dessau: Dünnhaupt 1907.

Archiv der Evangelischen Landeskirche Anhalts (AELKA), B 4, Nr. 1327 (Matrikel für die Kirche zu Thurland).

AELKA, B 8, Nr. 35 (Visitationsakte), fol. 36–53.




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Fragen zu den Daten, Ergänzungen und Korrekturen bitte an den Bearbeiter dieses Ortsfamilienbuches:
Nick Hensel


Letzter Stand Familiendatenbank Thurland: 19.08.2024
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