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Ortsfamilienbuch Amalienfeld

a) Entstehungsgeschichte der Kolonie

Graf von Hoditz, Freund Friedrichs des Einzigen, machte aus seinem Gute Roswald an den schlesischen Grenzen ein Arkadien, ein Eldorado, ein Paradies und ein Feenland.“, so berichtete es die Preßburger Zeitung vom 31.10.1794 (Preßburger Zeitung vom 31.10.1794, S. 31). Zeitlebens war Graf Albert von Hoditz regional wie überregional bekannt für sein Schloss in der Ortschaft Rosswald (tschech. Slezské Rudoltice) nahe der heute tschechisch-polnischen Grenze. Mit gestalterischem Sinn, jedoch ohne wirtschaftlichem Weitblick schaffte er sich ein Zauberreich samt einem Märchenschloss mit Wasserspielen, Grotten, Gewölben, Feuerwerken, lebenden Schachspielen, Zwergen, Nymphen und allerhand Phantastischem mehr. Die Finanzierung dieser Märchenwelt jedoch war nur in Teilen gesichert, sodass nach dem Tode des Grafen im Jahre 1778 ein gewaltiger Schuldenberg zurückblieb. Um diese Ausstände zu tilgen, wurden unter anderem in der ersten Hälfte der 1780er-Jahre große Teile des Grundbesitzes der Herrschaft Rosswald parzelliert und veräußert. Und dies läutete die Geburtsstunde der Kolonie Amalienfeld (tschech. Amalín) ein. Denn, auf eben diesen Grundstücken entstanden neue Ortschaften, sogenannte Kolonien, insgesamt sieben an der Zahl: Antonsberg, Grundek, Karlsdorf, Kaschnitzberg, Niederpaulowitz, Schärfenberg und eben auch Amalienfeld. (Vgl. ZAO, Chronik Rosswald, Dig. 25)
Auf den ehemaligen „hinteren Maierhofgründe[n]“ (ZAO, Chronik Rosswald, Dig. 110), dem sogenannten „Hinterfeld Bode“ (ZAO, Chronik Rosswald, Dig. 19) wurde im Jahr 1785 die neue Ortschaft Amalienfeld (im Volksmund auch Bode genannt) angelegt. Entlang einer sackgassenartigen, ca. 500 Meter langen Straße wurde die Siedlung erbaut, mit den Wohnhäusern auf der linken Seite und den zugehörigen Gärten auf der jeweils gegenüberliegenden Straßenseite.
Für das Jahr 1785 sind in Amalienfeld bereits drei Häuser belegt, in den folgenden Jahren entstanden insgesamt 21 Anwesen (Hausnummern 1-21 von links nach rechts). (Vgl. ZAO, Chronik Rosswald, Dig. 24)

b) Einwohnerstatistik

Woher die einstigen Pioniere in Amalienfeld gekommen sind, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. In der kleinen Kolonie ist kräftig gebaut worden, sodass aus den anfänglich drei Häusern gut 50 Jahre später, im Jahr 1837 bereits 21 Anwesen geworden sind. Bei einer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstmals erwähnten Hausnummer 22 handelt es sich um einen nicht nennenswerten Zubau. Auch auf der gegenüberliegenden Seite der Wohnhäuser sind im Laufe der Jahre drei zusätzliche Häuser entstanden.

Einwohnerzahlen:
1837: 152 Einwohner (Vgl. Ens, Oppaland, S. 146)
1842: 175 Einwohner (Vgl. Wolny, Markgrafschaft Mähren, S. 676)
1939: 125 Einwohner (Vgl. Fuchs, Rosswald, S. 23)
1942:   85 Einwohner (Vgl. ZAO, Volkskartei Dorf-Rosswald 1942)

c) Lebensunterhalt

In den Anfangsjahren der Kolonie war die Lebensgrundlage der Bewohner von Amalienfeld vor allem von Feldbau und Tagelohn bestimmt. Bei den 21 Anwesen handelte es sich um sogenannte Gärtnerstellen oder anders ausgedrückt, Kleinbauernhöfe. (Beachte: Die Berufsbezeichnung Gärtner meint in diesem Kontext einen Kleinbauern, ganz im Gegensatz zum Beruf des Ziergärtners, der in dieser Zeit vorwiegend in Schlössern und Adelssitzen zu finden ist!)
Im Jahr 1837 etwa gab es auf 152 Einwohner 43 Kühe in der kleinen Kolonie. (Vgl. Ens, Oppaland, S. 146)
Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Röwersdorf-Hotzenplotz am 14. Dezember 1898 (Vgl. Das Vaterland vom 24.12.1898, S. 14), die unmittelbar durch Amalienfeld hindurchführte und der Einrichtung einer Bahnstation zwischen den Hausnummern 1 und 2, ergaben sich für die Menschen in der Kolonie bessere Möglichkeiten, mit dem Zug zur Arbeit in die beiden nächstgelegenen Städte Olbersdorf und Jägerndorf zu gelangen. (Vgl. Fuchs, Rosswald, S. 24)
In Amalienfeld selbst gab es außer der Landwirtschaft keine weiteren Beschäftigungsmöglichkeiten. Einzelne Siedler übten zwar nebenbei ein Handwerk aus, doch es gab keine größeren Betriebe, ausgenommen Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts das Wirtshaus in Nr. 1.

d) Wirtshaus / Schänke in Nr. 1

Ursprünglich handelte es sich bei dem Anwesen Amalienfeld Nr. 1, direkt am Ortseingang, um einen Bauernhof. Im Mai 1864 wird hier erstmalig eine Schänke erwähnt und einige Jahrzehnte lang unter wechselnden Pächtern geführt.
Schankpächter waren u. a.: Johann Richter aus Johannesthal (um 1864) / Albert Hoppe aus Grosse (um 1865) / Gustav Günter aus Niederpaulowitz (um 1873) / Anton Knauer aus Hennersdorf (ca. 1884-1891).
Um 1911 ist Adolf Beugel aus Hausnummer 21 als Gastwirt und Gärtner in Amalienfeld Nr. 1 belegt. Ab 1912 führt Rudolf Kolbe aus Rosswald das Wirtshaus mit Tanzsaal unter dem Namen „Gasthaus zur Freiheit“ weiter. Nach dessen Tod übernimmt der zweite Ehemann seiner Witwe das Wirtshaus, später sein Sohn.
Im Zuge des Zweiten Weltkrieges wurde das Wirtshaus völlig zerstört und später abgerissen.

e) Häuser & Hausbesitzer

Hausbesitzer (ohne Inwohnersfamilien!)

Nr. 1   Rumlich – Poppe – Beugel – Kolbe (aus Rosswald)
Nr. 2   Peschke – Sahliger (aus Rosswald) – Jakob (aus Füllstein) – Nölscher
Nr. 3   Böhm – Salzborn (aus Neudörfel) – Petzel (aus Niederpaulowitz) – Tenschert (aus Mährisch-Pilgersdorf)
Nr. 4   Breier – Schöfer (aus Weine) – Jauernig (aus Olbersdorf)
Nr. 5   Rumlich – Weber (aus Peterwitz) – Tenschert (aus Mährisch-Pilgersdorf) – Richter – Korsitzky (aus Rosswald)
Nr. 6   Kretschmer – Woitschek – Schneider (aus Pittarn) – Nistler (aus Rosswald) – Klinke (aus Oberpaulowitz) – Klose (aus Kaschnitzberg)
Nr. 7   Pohl – Breier (aus Butschafka)
Nr. 8   Pohl (aus Braunsdorf) – Losert (aus Rosswald) – Klose (aus Kaschnitzberg)
Nr. 9   Senester – Saukel (aus Arnsdorf) – Schöfer (aus Neuwald)
Nr. 10 Lex – Gans (aus Heindorf) – Neugebauer (aus Roben) – Reinelt (aus Weine)
Nr. 11 Rotter – Saukel – Lux (aus Arnsdorf) – Seidel (aus Kawarn)
Nr. 12 Müller (aus Braunsdorf) – Fuchs – Tenschert
Nr. 13 Losert
Nr. 14 Heidrich – Kirchner – Klinke – Bobrich (aus Rosswald)
Nr. 15 Satzke (aus Oberpaulowitz) – Wurst (aus Neuwald) – Klinke
Nr. 16 Gebauer – Breier (aus Butschafka) – Juda (aus Rosswald) – Böbel (aus Grundek) – Greipel (aus Karlsdorf)
Nr. 17 Gebauer – Kunisch (aus Mährisch-Pilgersdorf) – Jorde (aus Mährisch-Pilgersdorf)
Nr. 18 Koschani – Urban (aus Neuhammer)
Nr. 19 Urban – Bobrich – Felkel (aus Butschafka) – Tripold (aus Neuwald)
Nr. 20 Gruner – Schneider (aus Rosswald) – Reichel (aus Niederpaulowitz) – Felkel
Nr. 21 Koschani – Beugel – Korsitzky (aus Rosswald)

f) Infrastruktur

Für den Schulbesuch wie auch den Kirchenbesuch mussten sich die Amalienfelder in den gut zwei Kilometer entfernten Ort Rosswald begeben. Zwar existierte in Amalienfeld eine kleine Kapelle direkt an der Straße (abgegangen), doch Taufen, Trauungen und Beerdigungen wurden in Rosswald durchgeführt.
Eine Postexpedition, die auch die Kolonie Amalienfeld bediente, wurde am 01. Februar 1865 in Liebenthal eingerichtet. (Vgl. Kaiserlich-Königlich Schlesische Troppauer Zeitung vom 29.01.1865, S. 3)
Die Errichtung einer „Gendarmerie-Expositur“, welcher auch die Kolonie Amalienfeld zugewiesen war, erfolgte am 05. Februar 1876 in Rosswald. (Vgl. Neuigkeits „Welt-Blatt“ vom 05.02.1876, S. 9)

g) 100-Jahr-Feier Kolonie Amalienfeld 1885

Ein herausragendes Ereignis in Amalienfeld bildete die 100-Jahr-Feier der Kolonie am 02. Juni 1885, wie in einem Artikel der Wiener Zeitung berichtet wurde:
„Roßwald, 2. Juni – Säcularfeier – Die Gemeinden Neupaulowitz, Karlsdörfel, Amalienfeld, Antonsberg, Scharfenberg und Kaschnitzberg, welche vor 100 Jahren als Colonien auf den zum Lehensgute Roßwald gehörigen parcellirten Gründen angelegt worden waren, begingen am 26. Mai in patriotischer Weise ihre Säcularfeier. Nach einem feierlichen Hochamte in Füllstein fand in Kaschnitzberg ein Volksfest statt, an dem sich die Bevölkerung der ganzen Umgebung betheiligte. Bei den Trinksprüchen wurde vor Allem die fördernde Fürsorge hervorgehoben, welche Se. Majestät der Kaiser den aufstrebenden Gemeinden zu Theil werden ließ. Begeisterte Hoch-Rufe durchbrausten die Menge, die sich mit Dankbarkeit in Erinnerung brachte, was unter dem Schutze des erhabenen Monarchen durch Fleiß und Ausdauer geschaffen worden ist. Auch eine Festschrift mit der Geschichte der Colonien gelangte zur Vertheilung.“ (Wiener Zeitung vom 04.06.1885, S. 1)

h) Zweiter Weltkrieg  und danach

Mit der Vertreibung der deutschstämmigen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg endete eine knapp 160-jährige Ära in der kleinen Kolonie Amalienfeld. Anfang Mai 1942 erfolgte eine letzte Momentaufnahme der Bevölkerung durch die Anlage einer sogenannten „Volkskartei“, in der 85 Bewohner von Amalienfeld namentlich und mit zahlreichen persönlichen Daten erfasst sind. Auch diese Kartei ist wie die Matrikeln im Landesarchiv Troppau (abgekürzt: ZAO) online einsehbar und in das Ortsfamilienbuch an geeigneter Stelle eingearbeitet worden. Die Auswertung dieser „Volkskartei“ bildet sozusagen den Abschluss des vorliegenden Ortsfamilienbuches.
Betrachtet man heute den tschechischen Ort Amalín mithilfe von Online-Kartendiensten aus der Luft, wird man feststellen, dass einige Häuser abgegangen sind und die Grundstücke brachliegen, eine Vielzahl der Gebäude aber besteht noch in seiner ursprünglichen oder aber modernisierten Form.

i) Quellen

  • Taufmatrikeln: ZAO, Taufen Amalienfeld, Bd. OsIX4 (1784-1808), OsIX5 (1808-1833), OsIX7 (1834-1856), OsIX8 (1857-1878), OsIX23 (1879-1902)
  • Trauungsmatrikeln: ZAO, Trauungen Amalienfeld, Bd. OsIX9 (1784-1834), OsIX11 (1834-1870), OsIX24 (1871-1913)
  • Beerdigungsmatrikeln: ZAO, Beerdigungen Amalienfeld, Bd. OsIX12 (1784-1818), OsIX25 (1819-1886), OsIX39 (1887-1941)
  • Grundbuch: ZAO, Grundbuch Amalienfeld 1795-1852
  • Volkszählungslisten: ZAO, Volkszählungslisten Amalienfeld 1921
  • Volkskartei“ für deutschstämmige Einwohner: ZAO, Volkskartei Dorf-Rosswald 1942
  • Ortschronik Rosswald: ZAO, Chronik des Ortes Rosswald von den Anfängen bis 1945 [kurz: ZAO, Chronik Rosswald]

Alle genannten Quellen sind online im Landesarchiv Troppau (ZAO) einsehbar: https://digi.archives.cz/da/. Zur besseren Orientierung bei der digitalen Forschung sind anstatt von Seiten bzw. Blättern die Nummern der Digitalisate angegeben!

j) Literatur & Sonstige

  • Faustin Ens, Das Oppaland oder der Troppauer Kreis nach seinen geschichtlichen, naturgeschichtlichen, bürgerlichen und örtlichen Eigenthümlichkeiten. Vierter Band, Wien 1837. [kurz: Ens, Oppaland]
  • Gregor Wolny, Die Markgrafschaft Mähren, topographisch, statistisch und historisch geschildert. Bd. VI: Iglauer Kreis und mährische Enklavuren, Brünn 1842, S. 676. [kurz: Wolny, Markgrafschaft Mähren]
  • Karl Fuchs, Markt und Dorf Rosswald. Erinnerungen von und an Karl Fuchs, Ketsch 2011. [kurz: Fuchs, Rosswald]
  • sowie ausgewählte Zeitungen in der Österreichischen Nationalbibliothek (https://anno.onb.ac.at/), u. a. Kaiserlich-Königlich Schlesische Troppauer Zeitung, Preßburger Zeitung, Das Vaterland, Wiener Zeitung, Neuigkeits „Welt-Blatt“

Mona Binder – Mai 2022




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